Sonntag, 28. Oktober 2012

Drakensberg

Vergangenes Wochenende  gönnten wir uns einen Ausflug in die Drakensberge, einem Gebirge etwa 300 km westlich von Durban an der Grenze zu Lesotho. Nach einem aufregenden Auf und Ab bei der Organisation des Ausflugs hatten wir kurzfristig doch noch einen Fahrer gefunden und konnten am Freitagnachmittag aufbrechen. Am Samstag haben wir uns zunächst alleine auf den Weg gemacht und sind im Royal Natal National Park wandern gegangen. Das Wetter war nicht optimal, aber akzeptabel – wir wussten ja nicht was uns noch erwarten würde. Leider war es ziemlich bewölkt und etwas neblig, sodass man das Ausmaß der Berge und Felswände keineswegs einschätzen konnte. Dennoch hatte dieses Wetter seinen ganz eigenen Charme.



Thabani tanzte nur so von Stein zu Stein über den Fluss hinweg; Lena und ich waren ein wenig vorsichtiger beim Überqueren

wir genießen unsere Lunch-Pakete inmitten des Canyon

Das eigentliche Highlight war für den Sonntag geplant: eine ganztätige, 50€-teure, geführte Wanderung zum Gipfel des ‚Amphitheatre‘ (einer gewaltigen, über 3000m hohen Felswand) sowie zum längsten Wasserfall Afrikas. Die Fahrt zum Ausgangspunkt der Wanderung in der benachbarten Provinz Free State dauerte 2,5 Stunden. Umso näher wir kamen, desto nebliger und stürmischer wurde es, sodass wir bei unmöglichen Wetterbedingungen auf 2000m ankamen und die Wanderung nicht stattfinden konnte. Enttäuscht fuhren wir also wieder zurück. Um nach 5 Stunden Autofahrt diesen zweiten und letzten Tag doch noch zu nutzen, nahmen wir das Angebot des Guides an, uns im Royal Natal National Park am Fuße des Amphitheatre noch ein wenig herumzuführen. Bei wunderschönem Sonnenschein starteten wir also unsere kleine Privatführung mit dem atemberaubenden Panorama des Amphitheatre, seinen Wasserfällen und der herrlichen Vegetation, die nach dem ganzen Regen in kräftigen Farben erstrahlte. Kaum eine halbe Stunde unterwegs hörten wir den ersten, leisen Donner hinter der vor uns liegenden Felswand. Noch hatten wir Hoffnung, es würde vorbeiziehen. Doch das Bergwetter musste uns unbedingt beweisen, wie unberechenbar es ist. Bei Platzregen, Hagel und Gewitter fühlten wir uns plötzlich nicht mehr so sicher auf dem Berg, doch unser Guide war hart im Nehmen und wir mussten mit. Die gesamte zweite Hälfte des Weges haben wir rennend zurückgelegt, um uns warm zu halten, denn trotz Regenjacke gab es keinen Zentimeter des Körpers, der trocken geblieben wäre. Als das Gewitter sich ein wenig verzogen hatte, fühlten wir uns wieder sicherer und es hat sogar ziemlich Spaß gemacht, pitschnass durch die Gegend zu rennen. 





Am Montagmorgen war keine Wolke am Himmel. Traurig, dass wir so ein Pech mit dem Wetter hatten, konnten wir wenigstens noch draußen frühstücken und die Aussicht auf die Berge genießen, bevor es anschließend wieder zurück nach Durban ging.


links: Frühstückstisch, rechts: nasse Klamotten vom Vortag

Freitag, 19. Oktober 2012

Moses Mabhida Stadion


Am vergangenen Samstag haben wir nun schon zum zweiten Mal die Möglichkeit genutzt, im World Cup-Stadion von Durban ein Fußballspiel anzuschauen. Es spielte das lokale Team AmaZulu gegen Ajax Cape Town – erste südafrikanische Liga. Der gewöhnliche Eintrittspreis beträgt 40 Rand, aber durch das Women-Special bin ich sogar für 10 Rand, also für etwas weniger als einen Euro, reingekommen. Im Vergleich zu anderen südafrikanischen Stadien ist das Moses-Mabhida-Stadion sehr schön. Allerdings wird es fast nie wirklich voll und man fühlt sich ein wenig allein, da es so riesig ist. Die Leute hier haben sehr unterschiedliche Meinungen über die Auswirkungen  der Weltmeisterschaft auf Südafrika. Einige sagen, das Land hat sich hinsichtlich Infrastruktur sehr weiterentwickelt, wovon die Bevölkerung weiterhin profitiert. Die überwiegende Mehrheit meint allerdings, dass die Wartungskosten für Stadien und hoch-modere Transportmöglichkeiten (wie der GauTrain in Joburg) derartig hoch sind, dass sie die positiven Effekte wettmachen. Immerhin, in einem sind sich dennoch alle einig: Die WM hat das Land zusammengeschweißt – es gab kein Schwarz oder Weiß, alle haben sich als Südafrikaner gefühlt und gemeinsam gefeiert und mitgefiebert.
 

Um neben den geringen Einnahmen aus den Ligaspielen noch einen Nutzen aus dem Stadion zu ziehen, kann man sich für 60 Euro aus luftiger Höhe in die Tiefe des Stadions stürzen. Meine Nachbarin Audrey hat den Bungee Jump sogar gewagt. Lena, Thabani und ich haben uns für die sanftere Variante entschieden: das Sky-Car, welches einfach nur gemütlich hoch und wieder runter fährt und einen für eine Weile die wunderbare Aussicht über die Stadt genießen lässt.

http://www.mmstadium.com




Freitag, 5. Oktober 2012

Joburg - Polokwane - Pretoria

Vergangene Woche gab es hier eine kurze Semesterpause, welche uns gerade recht kam, um endlich ein bisschen das Land zu erkunden. Meine Kommilitonin Lena hat vor 5 Jahren schon mal einen Freiwilligendienst im Norden Südafrikas gemacht, sodass sie dort noch ihre Gastfamilie und viele Freunde hat, welche wir nun besucht haben. Um die Reisezeit zu verkürzen, sind wir von Durban nach Johannesburg geflogen. Dort haben wir die erste Nacht im Hostel verbracht, da die Übernachtung im Dorm mit gratis Flughafenabholung billiger war, als ein Taxi vom Flughafen in die Stadt. Nach einem eintägigen Aufenthalt und einer kleinen Stadtbesichtigung mit Lenas Freundin Makoma sind wir weiter Richtung Norden nach Polokwane gefahren. Dort wurden wir ganz liebenswürdig von Lenas Freunden und Bekannten empfangen. Schlafen konnten wir im Township Seshego bei ihrer ehemaligen Gastomi, genannt Koko (=Oma). Sie hatte Lena früher schon einen Namen auf ihrer Sprache Pedi gegeben und so nannte sie auch mich ab dem ersten Moment „Mulatelo“ (= die Nachfolgerin). Sie war sehr gastfreundlich und kochte typische und leckere Gerichte für uns (Pap, Millie Rice, Mincemeat, Porridge, etc.). Was wir jedoch nicht zu Gesicht bekommen haben sind Mopane-Würmer, obwohl ganz Südafrika das Vorurteil hat, in der Limpopo-Provinz würden sich alle davon ernähren. Nachdem ich diese Würmer gegoogelt hatte, war ich allerdings froh, sie weder gesehen noch gegessen zu haben. Aber zurück zu Koko: sie hat außerdem schon seit Jahren die Angewohnheit, früh um 5 Uhr das Küchenradio so laut aufzudrehen, dass man es im ganzen Haus hört. Trotz dieser kleinen Macken und ihrer ganz eigenen Regeln im Haushalt, habe ich sie schnell lieb gewonnen und war sehr gerne bei ihr zu Gast. Sie hat außerdem einen Mango- und einen Avocadobaum im Garten, von denen leider nur letzterer derzeit Früchte trägt.

Heritage Day bzw. "National Braai Day" - ein Feiertag an dem in ganz Südafrika gegrillt wird.

Lena mit ihrer Freundin Mologadi im Township Seshego.

Am Dienstag besuchten wir die Crèche, in der Lena damals gearbeitet hat und welche sowohl Kinderkrippe, -garten als auch Vorschule ist. Dort sind derzeit 90 Kinder angemeldet, von denen 70 regelmäßig kommen. Die Räumlichkeiten sind leider sehr begrenzt – zwei Räume etwa so groß wie unser Wohnzimmer in Löbau, plus Waschraum und neuerdings ein kleiner Spielplatz im Vorgarten. Die Erzieherinnen haben alle Hände voll zu tun: Die Jüngsten müssen noch gewindelt werden, während die Ältesten vormittags ein wenig Englischunterricht bekommen. Bei so vielen Kindern können sich die Erzieher oft nur durch Schläge Autorität verschaffen, diese werden leider oft auch in unnötigem Ausmaß eingesetzt.  Die Kinder wirkten dennoch putzmunter und waren an dem Tag als wir da waren sogar außergewöhnlich brav. Derzeit arbeitet wieder eine deutsche Freiwillige da, der wir den Stress regelrecht ansehen konnten und die sehr froh war, dass sie zur Abwechslung mit uns einen Kaffee trinken gehen konnte.

Am darauffolgenden Tag haben wir einen kleinen Ausflug ins Polokwane Game Reserve unternommen. Ein deutscher Pfarrer, welcher früher in der Region gearbeitet hat und immer noch jährlich für 3 Monate nach SA kommt, hat uns mitgenommen und mit uns den Park im Auto erkundet. Ausgestattet mit Ferngläsern und Fotoapparaten haben wir uns auf die Suche nach Nashörnern, Giraffen, Zebras, Straußen, Warzenschweinen und vielen verschiedenen Antilopenarten gemacht und sind tatsächlich fündig geworden.





Das Besondere an dem Park war, dass man das Auto verlassen darf und zu Fuß näher an die Tiere herangehen kann. 



Highlight war ein kleines Giraffenjunges, das bei seiner Mutter gesäugt hat. 

Donnerstagnacht und Freitag überspringe ich mal in meinem Bericht, denn da hatte ich mir eine Art Magen-Darm-Virus eingefangen und war sozusagen außer Gefecht gesetzt. Aus diesem Grund mussten wir auch unsere Weiterreise nach Pretoria um einen Tag verschieben. Dennoch hatten wir den ganzen Sonntag um uns diese wunderschöne Stadt anzuschauen. Lenas Freundin Zepo hat uns bei sich aufgenommen und uns den Campus sowie die Stadt gezeigt. 


Es überraschte uns, dass es in den Wohnheimen der University of Pretoria immer noch bedarfs- und realitätsferne Quoten gibt: 60% der Wohnheimplätze werden weißen Studenten zugesprochen, während die weiße Bevölkerung in SA nur (noch) 10% ausmacht. Außerdem findet durch das Angebot der Kurse in Afrikaans und Englisch eine weitere Teilung statt. Kurse in Afrikaans werden größtenteils von Weißen besucht, englische Kurse von Schwarzen.

Pretoria wirkt sehr europäisch, sowohl architektonisch als auch von der Atmosphäre her. Die Stadt macht einen sehr geregelten und gepflegten Eindruck, fast ein bisschen steif im Vergleich zu anderen südafrikanischen Städten.
Ein Beispiel: In vielen Städten Südafrikas wurden in den letzten Jahren Straßen, deren Namen noch von Kolonialzeiten stammten, umbenannt - oft nach Persönlichkeiten die in Verbindung zu südafrikanischer Geschichte und Kultur stehen. In Durban findet man deshalb ein wildes Durcheinander von neuen und alten Straßenschildern und nicht einmal die Taxifahrer finden sich zurecht. In Pretoria dagegen sieht das ganze so aus - vorbildlich:


Des Weiteren fährt seit 2010 zwischen Joburg und Pretoria der sogenannte GauTrain, ein höchstmoderner Schnellzug. Wir staunten nicht schlecht, als wir von Zepo aus in weniger als einer Stunde in Joburg am Flughafen waren. Es war recht ungewohnt hier mit dem Zug zu fahren, da die Leute aus Sicherheitsgründen immer vom Zugfahren abraten. Dementsprechend gibt es an den Haltestellen des GauTrain auch Unmengen an Sicherheitspersonal, was wohl auch wiederum zu den erhöhten Preisen führt, sodass sich nicht jeder den Spaß leisten kann.
Vom Flughafen Joburg ging es am Montag also wieder zurück ins wunderschöne Durban, wo bei sommerlichen Temperaturen und weißen Stränden erstrecht Urlaubsgefühle bei uns aufkamen. Am darauffolgenden Tag ging allerdings die Uni wieder los und wir wurden ganz schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt: In den nächsten 6 Wochen stehen unzählige Hausarbeiten, Präsentationen etc. an, die uns nicht viel Zeit für anderweitige Aktivitäten lassen werden…