Sonntag, 30. März 2014

Durchwachsenes Wochenende

Nach einer stressigen Woche wie dieser weiß man es doppelt zu schätzen, wenn das Wochenende endlich ansteht. Dieses begann auch super, da mich mein Chef am Freitagabend „auffordert“ hat, frühzeitig aus einer Besprechung zu gehen, um noch rechtzeitig zum Fußball mit den anderen Kollegen zu kommen. Als ich einwendete, ich könnte auch später nachgehen, meinte er das nenne man „Work-Life-Balance“ – ziemlich gechillt! :) Ich habe es sehr genossen, mich mal wieder richtig auf dem Fußballfeld auszupowern. Tatsächlich war meine Power schon nach der Hälfte des Spiels so gut wie weg und ich hab extrem rumgehechelt, da wir uns ja hier auf 2900 Metern Höhe befinden. Meine Lunge habe ich noch den ganzen Abend gespürt.

Nach diesem tollen Start, war der Rest des Wochenendes eher durch-wachsen. Am Samstag habe ich Diegos Cousin Marco kennengelernt, der früher Ähnliches durch-gemacht hat wie Diego und ich jetzt, bzw. eigentlich noch Schlimmeres, da seine Mutter damals seine Freundin/ Frau nicht akzeptierte, und es bis heute nicht richtig tut. Wir haben zusammen mit ihm auf dem Markt mittaggegessen und es lag ihm sehr am Herzen, uns ein paar Ratschläge zu geben, damit wir nicht die gleichen „Fehler“ machen wie er damals. Das Gespräch kam überraschend für mich, aber war sehr hilfreich, um mir ein bisschen mehr Klarheit darüber zu verschaffen, was hier eigentlich das Problem ist. Es scheint ganz einfach Eifersucht von Diegos Mutter mir gegenüber zu sein, da ich ihren Sohn so oft in Anspruch nehme. Sein Vater scheint dabei wohl eher zwischen den Stühlen zu sitzen, muss sich aber dem sturen Standpunkt seiner Frau anschließen. Die Familie stünde in Ecuador wohl immer an erster Stelle und dem sollte Diego gerecht werden, indem er möglichst viel Zeit mit seinen Eltern verbringt und ihnen durch kleine Aufmerksamkeiten immer wieder zeigt, wie sehr er sie lieb hat. Ich sollte versuchen, dies zu verstehen, ihn dabei unterstützen und außerdem immer wieder auf die Eltern zugehen, damit sie mich besser kennenlernen.


Wie angekündigt habe ich Diegos Eltern ja am Samstag zum Kaffee eingeladen, um das Eis langsam mal zu brechen. Ein bisschen ungünstig fand ich, dass sie erst 19:15 Uhr antanzten und dann auch gleich mit der ganzen Familie, sprich Diegos Schwester und zwei kleinen Cousins. Das wurde zwar kurz vorher angekündigt und war im Grunde kein Problem, aber dennoch nicht die Idealsituation, um mich intensiv nur mit den Eltern unterhalten zu können. Nichtdestotrotz schätzen Diego und ich, dass es ganz gut gelaufen ist. Nett war, dass sie mir einen riesigen Obstkorb mit vielen unbekannten Früchten mitgebracht haben. Anschließend haben wir sogar noch die „Erlaubnis“ bekommen, mit meinem Kollegen Daniel und seiner Freundin ein Bierchen trinken zu gehen und zwei Stunden später nach Hause zu kommen. Ich schlief anschließend bei Diego zuhause, damit er mich heute Morgen nicht wieder in Quito abholen musste, natürlich – ganz nach ecuadorianischen Regeln – in streng getrennten Zimmern. Der Tag begann zwar mit netten Gesprächen zwischen Diegos Mutter und mir, endete aber – nach einem Wolkenbruch, einer Kellerüberschwemmung und einer dementsprechend genervten Familie – damit, dass Diegos Mutter mir direkt ins Gesicht gesagt hat, dass ich Diego in Zukunft nicht zu spät nachhause „schicken“ soll, wenn ich ein gutes Verhältnis zu seiner Familie beibehalten möchte. Da dies ziemlich überraschend kam, war ich leider nicht gut vorbereitet, um ihr meine Meinung zu verklickern, aber ich habe ihr zumindest gesagt, dass sie doch bitte berücksichtigen sollte, dass ich hier derzeit noch ziemlich alleine bin und ihn deshalb brauche; sowie dass ich denke, dass Diego selber entscheiden sollte und ich ihn nirgendwo hinschicken werde. Mist, mir fallen grad noch so viele Dinge ein, die ich ihr hätte sagen wollen. Aber das war mit Sicherheit nicht das letzte Gespräch (denn egal, was wir machen, es wird ihr nicht passen) und das nächste Mal habe ich die passenden Worte parat! ;)

Mittwoch, 26. März 2014

Kulturschock

Nach nun schon fast zwei Wochen hier in Quito kann ich sagen, dass es mir äußerst gut gefällt. Die Arbeit macht großen Spaß und in der wenigen freien Zeit, die mir bleibt, unternehmen wir viel mit Diego. Seine Eltern verhalten sich vorerst - bis auf eine Ausnahme - einigermaßen akzeptabel. Dennoch würde ich behaupten, dass dies mein erster echter Kulturschock ist. Ich habe mich ja in der Vergangenheit an vieles gewöhnt und angepasst, aber es gibt Dinge, die kann ich einfach nicht nachvollziehen. Nun gut, ein wirklicher Schock ist es ja glücklicherweise deshalb nicht, weil es ja bereits zu erwarten war. Diego und ich haben uns nun mit der Situation abgefunden, dass wir nicht zusammen wohnen können. Doch dass es dennoch ab und zu „Einschränkungen“ gibt, dass wir uns sehen können, oder er ganz plötzlich und grundlos aus Quito zurück nach Hause gerufen wird, finde ich sehr schade. Die Argumente „Die Regeln wären in Ecuador anders“ und „Man müsse die Dinge mit Bedacht angehen“ sagen für mich gar nichts aus.
Glücklicherweise habe ich mit meinem Praktikantenkollegen einen guten Gesprächspartner, mit dem ich über diese Dinge reden kann und der mir hilft das Ganze mit Humor zu sehen. Außerdem trösten mich die Anekdoten über seine ecuadorianische Freundin und "Schwiegermutter".  Ein wenig überrascht war ich, dass viele Leute mit denen ich hier gesprochen habe, die Verhaltensweisen der Eltern nachvollziehen können oder zumindest sagen, das wäre typisch in Ecuador, auch wenn sie es nicht gutheißen. Nichtsdestotrotz werde ich mich nicht so schnell unterkriegen lassen, sondern in die Gegenoffensive gehen :D Ich habe die beiden für’s Wochenende zu mir zum Kaffeetrinken eingeladen. Vielleicht müssen sie mich wirklich einfach noch besser kennenlernen. Die Hoffnung stirbt zuletzt – hahaha!

Mittwoch, 19. März 2014

Llegando a Quito



Nun bin ich schon seit einigen Tagen hier und habe auch schon das ein oder andere zu berichten, nachdem ich heute endlich meinen Koffer ausgepackt habe. Aber ich möchte mal von vorne beginnen. Die 24-stündige Reise war recht anstrengend, jedoch nicht unerträglich. Die Airline Avianca hatte zwar vorzüglichen kolumbianischen Kaffee, allerdings enthielten alle Mahlzeiten Fleisch, wovon ich dann aufgrund des Hungers auch gezwungen war, das ein oder andere zu essen. Nach dem anstrengenden Flug wurde ich glücklicherweise sehr nett von Diegos Schwester, Tante und zwei Cousins am Flughafen empfangen und konnte auch die Nacht noch bei ihnen bleiben. Es war ein gutes Gefühl, die bekannten Gesichter zu sehen. Ab Samstag kam ich dann bei einer Couchsurferin unter, die wie es der Zufall wollte, auch wieder ein Zimmer frei hatte, das sie mir hätte vermieten können. Allerdings waren wir nicht so richtig auf einer Wellenlänge, wie ich fand, weshalb ich mir am Sonntag noch andere Zimmer angeschaut habe. Die erste dieser WGs war gleich ein Glücksgriff, da sehr günstig und nur 10 min Fußweg von der Arbeit entfernt. Also, zog ich am Dienstag hier ein, wobei mir der Chauffeur unseres Büros half, damit ich nicht abends allein mit dem Taxi umziehen musste. Zu meiner Arbeit bzw. zu meinen Aufgaben kann ich noch nicht ganz so viel sagen, da ich immer noch mit Einführungen, Einlesen und -arbeiten beschäftigt bin. Auf jeden Fall sind die Kollegen super nett und das Programm hochgradig spannend. Ich halte euch weiterhin auf dem Laufenden ;)