Den Nachmittag in Uyuni verbrachten wir mit Jens und Carola
– dem sympathischen, deutschen Pärchen, das uns schon auf der 3-Tages-Tour
begleitet hatte – auf der fast vergeblichen Suche nach Kaffee und Kuchen. Von Uyuni aus nahmen
wir noch am selben Tag den Nachtbus nach La Paz. Die Fahrt war mit Abstand die
wildeste und schlimmste unserer Reise, da es keine Straßen gab, sondern direkt
durch die Wüste ging. Der Lärm war kaum erträglich, jegliches Gepäck
verwandelte sich in Wurfgeschosse und Carola hatte aufgrund der Erschütterungen
nachher sogar Zahnschmerzen. Umso glücklicher waren wir, in La Paz anzukommen und
im erstbesten Hostel warm zu duschen und uns auszuruhen. Vom Zimmer bot sich
uns schon ein wunderschöner Anblick der Stadt, umringt von einer Art Felswand,
welche bis auf den letzten Meter bebaut zu sein scheint. La Paz zählt etwa eine
Million Einwohner und befindet sich auf 3600 Metern Höhe. Auf der Hochebene, auf
4050 Metern schließt sich El Alto unmittelbar an La Paz an und zählt eine
weitere Million Einwohner.
Am Nachmittag begannen wir die Stadt zu erkunden. Bedingt
durch die Müdigkeit war vor allem ich
aber zu nichts zu gebrauchen. Wir schleppten uns mit letzter Kraft in einen
Internetpoint, um unsere Liebsten zu kontaktieren, wo wir allerdings aufgrund
der schlechten Verbindung nach kurzer Zeit frustriert wieder abtraten und ich
vor lauter Verpeiltheit gleich noch meine Sonnenbrille liegen ließ. Dies war weder
das erste noch das letzte, was uns auf dieser Reise selbstverschuldet abhandengekommen
ist. Glücklicherweise haben wir aber das herzallerliebste der verlorenen Gegenstände bei der Busgesellschaft wiederbekommen; das kleine Büchlein hatte sich auf der wilden Fahrt in
der oberen Ablage selbstständig gemacht.
Den zweiten Tag begannen wir mit neuer Energie und einer
informativen Free Tour durch die Stadt. Es war der 17. Oktober und damit der
zehnte Jahrestag des Massakers von 2003, an welchen mit einer
Gedenkveranstaltung erinnert wurde – vor allem in El Alto, wo die meisten Menschen
zu Tode kamen. Damals begann der Präsident Sánchez de Losada, Gas zum Schleuderpreis
in die USA zu exportieren, womit sich Bolivien als Produktionsland plötzlich
Engpässen ausgesetzt sah. Die Menschen gingen auf die Straße, um zu
protestieren. Die Proteste wurden vom Militär niedergeschlagen, was 71 Tote und
mehr als 400 Verletzte forderte. Seit Evo Morales an der Macht ist, haben sich viele Dinge radikal geändert. Nicht nur Gas, sondern auch Wasser und Lithium wurden verstaatlicht. Ein Großteil der Bevölkerung, besonders der Armen, scheint sehr zufrieden mit Morales' Politik. Es ist wohl davon auszugehen, dass er nächstes Jahr wiedergewählt wird.
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