Sonntag, 10. November 2013

La Paz

Den Nachmittag in Uyuni verbrachten wir mit Jens und Carola – dem sympathischen, deutschen Pärchen, das uns schon auf der 3-Tages-Tour begleitet hatte – auf der fast vergeblichen Suche nach Kaffee und Kuchen. Von Uyuni aus nahmen wir noch am selben Tag den Nachtbus nach La Paz. Die Fahrt war mit Abstand die wildeste und schlimmste unserer Reise, da es keine Straßen gab, sondern direkt durch die Wüste ging. Der Lärm war kaum erträglich, jegliches Gepäck verwandelte sich in Wurfgeschosse und Carola hatte aufgrund der Erschütterungen nachher sogar Zahnschmerzen. Umso glücklicher waren wir, in La Paz anzukommen und im erstbesten Hostel warm zu duschen und uns auszuruhen. Vom Zimmer bot sich uns schon ein wunderschöner Anblick der Stadt, umringt von einer Art Felswand, welche bis auf den letzten Meter bebaut zu sein scheint. La Paz zählt etwa eine Million Einwohner und befindet sich auf 3600 Metern Höhe. Auf der Hochebene, auf 4050 Metern schließt sich El Alto unmittelbar an La Paz an und zählt eine weitere Million Einwohner.


Am Nachmittag begannen wir die Stadt zu erkunden. Bedingt durch die Müdigkeit war vor allem ich aber zu nichts zu gebrauchen. Wir schleppten uns mit letzter Kraft in einen Internetpoint, um unsere Liebsten zu kontaktieren, wo wir allerdings aufgrund der schlechten Verbindung nach kurzer Zeit frustriert wieder abtraten und ich vor lauter Verpeiltheit gleich noch meine Sonnenbrille liegen ließ. Dies war weder das erste noch das letzte, was uns auf dieser Reise selbstverschuldet abhandengekommen ist. Glücklicherweise haben wir aber das herzallerliebste der verlorenen Gegenstände bei der Busgesellschaft wiederbekommen; das kleine Büchlein hatte sich auf der wilden Fahrt in der oberen Ablage selbstständig gemacht.

Sehr angetan waren wir von der großen Auswahl an vegetarischen Restaurants und vor allem von der guten Qualität und den günstigen Preisen des Essens. Auch Kleidung und Souvenirs waren billig, sodass wir uns dazu hinreißen ließen, das ein oder andere zu kaufen :D Besonders günstig und gut verhandelbar sind die Preise auf dem Mercado de Brujas - dem Hexenmarkt. So heißt er wohl auch deshalb, weil alle möglichen Heilmittelchen und Naturprodukte angeboten werden - bis hin zu Lamaembryonen. Diese spendet bzw. opfert man der Muttererde beispielsweise beim Hausbau.


Die Stadt bietet außerdem viele Aussichtspunkte, von denen wir auch zwei besuchten:


Den zweiten Tag begannen wir mit neuer Energie und einer informativen Free Tour durch die Stadt. Es war der 17. Oktober und damit der zehnte Jahrestag des Massakers von 2003, an welchen mit einer Gedenkveranstaltung erinnert wurde – vor allem in El Alto, wo die meisten Menschen zu Tode kamen. Damals begann der Präsident Sánchez de Losada, Gas zum Schleuderpreis in die USA zu exportieren, womit sich Bolivien als Produktionsland plötzlich Engpässen ausgesetzt sah. Die Menschen gingen auf die Straße, um zu protestieren. Die Proteste wurden vom Militär niedergeschlagen, was 71 Tote und mehr als 400 Verletzte forderte. Seit Evo Morales an der Macht ist, haben sich viele Dinge radikal geändert. Nicht nur Gas, sondern auch Wasser und Lithium wurden verstaatlicht. Ein Großteil der Bevölkerung, besonders der Armen, scheint sehr zufrieden mit Morales' Politik. Es ist wohl davon auszugehen, dass er nächstes Jahr wiedergewählt wird.

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