Mittwoch, 18. Dezember 2013

Santiago

Mein Eindruck von Santiago hat sich vom ersten bis zum letzten Tag meines Aufenthalts um 180 Grad gewendet. Im Winter schien mir die Stadt grau und ungemütlich, im Sommer dagegen 
lebendig und grün. Sicherlich hat dies auch viel damit zu tun, dass ich mich am Ende sehr wohlgefühlt und gut eingelebt hatte. Ich möchte euch hier noch ein paar mehr Eindrücke von dieser tollen Stadt, in der ich die letzten fünf Monate verbracht habe, vermitteln.

Meine ersten Tage hier verbrachte ich ausschließlich zwischen der CEPAL und unserer Wohnung, also in den wohlhabendsten Stadtvierteln Providencia und Vitacura. Entsprechend überrascht war ich über die Sicherheit, die Sauberkeit, die geschniegelten und gebügelten Leute, etc. Ich erinnere mich, dass ich am ersten Tag regelrecht Angst bekam, als ich bemerkte, dass es während der Arbeitszeit schon dunkel wird und ich im Dunkeln nach Hause gehen musste. Anschließend erfuhr ich, dass das hier in diesem Stadtteil überhaupt gar kein Problem ist. Allerdings ist Santiago die Stadt mit dem höchsten Level an Ungleichheit und Abgrenzung zwischen den sozialen Schichten innerhalb der OECD. Gleichzeitig ist es eine der sichersten Städte Lateinamerikas  allerdings nur in den oben genannten, wohlhabenden Vierteln.

Eine interessante Erfahrung war es deshalb für mich, an einigen Wochenenden mit einer kirchlichen Gemeinde zu kochen und das Essen an Bedürftige zu verteilen. Diese Gruppe trifft sich jeden Sonntagabend in einer Küche der Kirchgemeinde und kocht und verpackt etwa 200 Portionen. Danach wird das Essen sowie auch Tee und Kaffee an drei Orten verteilt: am zentralen Markt La Vega und an zwei Krankenhäusern in den Vierteln Independencia und Santiago Centro. Dies lies mich eine ganz andere Seite von Chile kennenlernen, von welcher man sich im Leben der "High Society" der UN total abkapseln kann. Es ist einerseits erschreckend, wie die Leute auf der Straße leben, und gleichzeitig schön, zu sehen, wie dankbar sie den Leuten sind, die ihnen helfen möchten.

Tagsüber ist es sehr angenehm, auf dem Markt La Vega einkaufen zu gehen; nachts ist es allerdings nicht empfehlenswert, sich in diesem Viertel aufzuhalten.

Außerdem war es interessant, im Rahmen der Recherche für meine Masterarbeit das Viertel La Pintana kennenzulernen, welches als eines der ärmsten und gefährlichsten der Stadt gilt. Die NGO World Vision, deren Projekte ich für meine Abschlussarbeit untersuche, setzt sich dort für die Bildung und den Schutz der Kinder vor Ort ein. In einer Präsentation während einer Versammlung der dort tätigen Organisationen erfuhr ich, welches die dringendsten Probleme der Kommune sind. Diese reichen von häuslicher Gewalt über ein mangelndes Kultur- und Bildungsangebot bis hin zu frühem Kontakt mit Alkohol und Drogen. In den von Müll überhäuften Straßen gibt es außer dem zentralen Marktplatz wenige Möglichkeiten, wo die Kinder spielen können, und selbst dort trauen sich viele nicht hin, weil es zu gefährlich ist.

Ein weiterer Ausdruck der bestehenden Ungleichheit und Armut, welche man von außen in dem ach so weit entwickelten Land Chile gern mal übersieht, sind die informellen Siedlungen, genannt Campamentos. Früher auch Poblaciones Callampas genannt, weil sie in den 60er bis 80er Jahren wie Pilze über Nacht aus dem Boden geschossen sind. Mit Sozialwohnungen hat man versucht das Problem zu lösen, doch 2005 gab es noch 450 Campamentos mit mehr als 8000 Familien.


Ein weiteres noch ungelöstes Problem stellt die Luftverschmutzung dar. Man ist sich dabei allerdings uneins ob diese vor allem durch das hohe Verkehrsaufkommen oder eher durch im Stadtgebiet angesiedelten Industrien verursacht wird. Sicher ist, dass sie sich durch die ungünstige Lage Santiagos in einem von Bergen umschlossenen Becken noch verschlimmert und vor allem im Winter die verschmutze Luft durch darüber liegende, kältere Luftschichten am Aufsteigen gehindert wird.


Anfangs war ich etwas überrascht, so viele Fahrradfahrer in Santiago zu sehen. Teilweise wird es für die Leute aber wohl einfach die schnellste und unkomplizierteste Variante sein, sich durch den grausigen Stadtverkehr zu schlagen. Die meisten nehmen immer noch das Auto, welches in Chile ein Statussymbol ist. Je größer desto besser, auch wenn gänzlich ungeeignet für den Stadtverkehr. Eine gute Alternative ist da die Metro. Allerdings kollabiert die regelmäßig zu den Stoßzeiten und es macht wenig Spaß morgens zwischen schlecht gelaunten, aggressiven Leuten eingequetscht zu sein, nachdem man schon vier Metros abwarten musste, weil keiner mehr reinpasste.


Donnerstag, 5. Dezember 2013

Arica - Rückreise





Am 30. Oktober traten wir unsere Rückreise nach Chile an. Nachdem wir beim Zähneputzen ein letztes Mal den Ausblick von unserem Zimmer aus genossen, nahmen wir zunächst den Bus nach Tacna, einer peruanischen Stadt an der Grenze zu Chile. Von dort brachte uns ein anderer Bus über die Grenze nach Arica, wobei wir (wie schon berichtet) glücklicherweise keine Probleme mit unseren Trockenfrüchten und Cocablättern hatten, obwohl deren Einfuhr in Chile eigentlich verboten ist. In Arica fanden wir ein akzeptables Hostel, wenn auch mit relativ unfreundlichem Service. Zu allem Überfluss verpassten wir am nächsten Tag auch noch den Zeitpunkt des Check-Outs, da wir die Uhr noch nicht wieder umgestellt hatten. Somit flogen wir sozusagen achtkantig raus. Daraufhin gönnten wir uns ein typisches Frühstück in einer der zahlreichen Sandwicherias, in denen man mit allen Gästen an einer langen Theke sitzt. Dort gab es ein verlockendes Angebot „Italiano: tomate, palta, mayo + café“ für 700 Pesos, etwas mehr als ein Euro. Gutgläubig wie wir sind, dachten wir, das Sandwich hätte wirklich nur die aufgezählten Zutaten, doch jeder Chilene hätte gewusst, dass es sich um einen Hotdog mit einer unappetitlichen Wurst handelte – hahaha, da haben wir nicht schlecht geguckt beim ersten Biss. Es war aber kein Problem, diese zu entfernen, die Kellnerin fand es eher amüsant. 

Für unseren einzigen Tag in Arica hatten wir uns von einem dort heimischen Kumpel ein paar Tipps geben lassen, an welche wir uns hielten: Wir bestiegen den Morro de Arica und besuchten die beiden schönsten Strände, wo wir Pelikane und Gallinazos bestaunen konnten. Zum Abendessen gönnten wir uns noch einmal den leckeren Crêpe und den Meeresfrüchtesalat in Café del Mar, wo wir uns schon am Vorabend überfraßen :D Danach nahmen wir den Nachtbus nach Calama, der angeblich hässlichsten Stadt Chiles, wo wir am nächsten Tag die letzten Stunden vor dem Flug „vergammelten“. 





Und somit ging eine einmalige und unvergesslich schöne Reise zu Ende. Carola, ich habe diese Zeit mit dir sehr genossen und es hat mir unglaublich viel bedeutet, dass du hergekommen bist und wir das zusammen erleben konnten!

Samstag, 30. November 2013

Arequipa

Die vorletzte Station auf unserer Reise war Arequipa. Nach einer angenehmen Nachtfahrt kamen wir früh um 6 Uhr an und machten uns auf die Suche nach einem Hostel, wo wir nach einem leckeren „Reste“-Frühstück auf der Dachterrasse noch ein bisschen ruhten und anschließend die Stadt erkundeten. Da der Besitzer des Hostels auch Vegetarier ist, konnte er uns ein paar wertvolle Tipps für Mittag- und Abendessen geben. Wie auch schon in La Paz und Cusco waren wir auch in Arequipa wieder vom relativ großen und qualitativ hochwertigen vegetarischen Angebot begeistert! Am Nachmittag besuchten wir die lebhafte Markthalle, wo uns eine Verkäuferin an ihrem Saftstand all die Früchte probieren ließ, die wir bis dahin noch nicht kannten: Lucuma, Tumbo, Guayaba und Carambola (Sternfrucht). Auf der anschließenden Free-Tour zeigten uns zwei junge Kulturstudentinnen ihre wunderschöne Stadt und beantworteten uns interessante Fragen u.a. zu dem Fest des Señor 
de los Milagros, welches an diesem Tag in ganz Peru gefeiert wurde (siehe oben rechts), zu den verschiedenen Lamaarten (Vicuña, Guanaco, Llama und Alpaca) sowie zu lokalen Spezialitäten wie Chicha Morada (süßes Getränk aus lilafarbenem Mais) und den Chuños (dehydrierte Kartoffeln, die auf diese Weise mehrere Jahre haltbar gemacht werden). 


 
Am darauffolgenden Tag quälten wir uns tatsächlich 2 Uhr früh aus dem Bett, da um diese Zeit die Tour in den Cañon de Colca begann. Der Hauptgrund, diese Ausfahrt zu machen, war eigentlich die dort lebenden Kondore zu beobachten. Blöderweise hatten wir an diesem Tag kein Glück, obwohl gute Wetterbedingungen herrschten. Trotz der Enttäuschung war die Tour interessant und wir trösteten uns mit dem großen, peruanischen Mittagsbuffet. Am 30. Oktober stand dann ein Reisetag an, um wieder zurück nach Chile zu gelangen.




Donnerstag, 21. November 2013

Machu Picchu

Bei einem Besuch in Cusco darf natürlich ein „Abstecher“ auf den Machu Picchu nicht fehlen. Deshalb brachen wir am 24.10. mit dem Bus auf nach Santa Maria, von wo aus wir ein Sammeltaxi nach Hidroeléctrica nahmen und uns auf den dreistündigen Fußmarsch nach Aguas Calientes begaben. Der Tag versprach zunächst nicht so rosig zu werden, da wir bei Regen eine Stunde verspätet in Cusco losfuhren und das in einem überfüllten, übel riechenden Bus, in dem wir direkt auf der nicht gefederten Hinterachse saßen und der Fahrer wie ein Irrer über die holprige Piste ochste (bin mir nicht sicher, ob das Vokabular allen geläufig ist, d.h. er fuhr sehr grob und schnell)

Nebel und Regen hatten allerdings den Vorteil, dass wir nicht die steilen Abhänge sahen, an denen wir ganz nah entlangfuhren. Bei einer kurzen Pause, in der wir schnell ein wenig lüfteten, erwischte uns dann noch eine Überraschungsdusche durchs offene Fenster, da jemand auf die glorreiche Idee kam, den Bus bei Regen mit dem Schlauch zu waschen :D  




Bei Ankunft in Hidroeléctrica wendete sich allerdings alles zum Guten: die Sonne zeigte sich und es erwartete uns ein atemberaubender Weg nach Aguas Calientes – wirklich eines der schönsten Erlebnisse der ganzen Reise. Lustig war es auch, dort ein bekanntes Gesicht wiederzutreffen, und zwar einen Polen, den wir auf der Fahrt von San Pedro an die bolivianische Grenze kennengelernt hatten. 
Da wir nach der langen Hinfahrt erst gegen 16 Uhr unsere Wanderung begannen, überraschte uns die Dunkelheit, was aber nicht so schlimm war, da wir das Licht der Handys hatten und zum Glück in Begleitung waren. Etwas schade war jedoch, dass ich aufgrund von Magenverstimmungen den ganzen Tag nichts gegessen hatte, sodass ich bei dem Marsch schon an das Ende meiner Kräfte kam. 


In Aguas Calientes angekommen, ging es nach einer raschen Hostelsuche und einem schnellen Abendessen gleich ins Bett, denn am nächsten Tag quälten wir uns um 4 Uhr heraus, um den Machu Picchu nicht allzu überfüllt bestaunen zu können. Mit dem Bus hochzufahren wäre allerdings zu einfach gewesen, sodass wir den steilen und steinigen Weg zu Fuß zurücklegten. 
Statt der Durchschnittszeit von eineinhalb Stunden brauchten wir mindestens zwei. Da ich immer noch nicht mehr als ein bisschen Brot aß, fühlte ich mich entsprechend schlapp und konnte den Anblick zunächst gar nicht richtig genießen. Doch als sich unser Aufenthalt, unter anderem mit Picnic, ein bisschen chilliger gestaltete, war es einfach unglaublich, die über 500 Jahre alte Ruine der Inkas zu betrachten. 



Den Versuch, auch noch den Machu Picchu-Berg zu besteigen, mussten wir Schwäche-bedingt auf der Hälfe abbrechen. Der Weg hinab war noch einmal anstrengend, aber bei weitem angenehmer. Für den Rückweg gönnten wir uns diesmal den Touri-Zug bis nach Hidroeléctrica, da keiner von uns auch nur einen Schritt mehr tun konnte, ganz zu schweigen von einer dreistündigen Wanderung zurück. Von da aus ging es wieder mit dem Sammeltaxi und diesmal einem Minibus zurück nach Cusco, wo wir spät abends glücklich und kaputt in unsere Betten fielen.

Montag, 18. November 2013

Cusco

Am 21. Oktober kamen wir also 5:00 Uhr früh in Cusco an, wo wir zu fünft mit anderen Reisenden ein Taxi nahmen und sich jeder an einem anderen Hostel absetzen ließ. Nachdem wir vier oder fünf verschiedene Hostels abgeklappert hatten, landeten wir letztendlich im „Wild Rover“, einer Insel von Gringos mitten in Peru – die einzigen die dort Spanisch sprachen, waren die vom Putzpersonal. Nichtsdestotrotz war es nicht das teuerste und wir konnten gleich aufs Zimmer, um uns von der Reise zu erholen. Carola ging es an dem Tag leider nicht so blendend, sodass sie sich ausruhte und ich die Zeit zum Skypen und Blogschreiben nutzte. Am Nachmittag zog es uns dann doch noch einmal raus in die Stadt, wo wir das vegetarische Restaurant „El Encuentro“ entdeckten, wovon wir ganz begeistert Shilton berichteten, der gleich am nächsten Tag hinging und ab dem zweiten Tag konnten wir uns nicht mehr von diesem Ort trennen. Das Mittagsmenü (mit Salat, Suppe, Hauptgericht und Tee) kostete 8 Soles (ca. 2 Euro) und das Abendmenü 6 Soles (des Gleiche ohne Salat). Wir mussten schon gar nicht mehr absprechen, wohin wir essen gingen, es war klar, wir treffen uns im El Encuentro. Am zweiten Tag zogen wir außerdem in die Unterkunft „Cáceres“ um, die viel ruhiger sowie peruanischer war und nur die Hälfte kostete. 
Shilton gewöhnte sich auch sehr schnell an unsere Kultur des nachmittäglichen Kaffeetrinkens. Dabei gönnten wir uns Leckereinen wie Kuchen und Torten mit Mango, Chirimoya, Birne, Banane, Maracuja – kurz um, alles was das Herz begehrt. 



Cuzco ist eine wunderschöne Stadt und lädt mit ihrem kolonialen Zentrum zum Schlendern und Chillen ein. Die Viertel San Cristóbal und San Blas, von deren kleinen Gässchen aus man einen tollen Blick über die Stadt hat, erkundeten wir auch zu Fuß.


Als wir am 26. Oktober wieder vom Machu Picchu (Bericht folgt) zurück waren, wollten wir gern noch zwei weitere Tage im schönen Cusco verbringen. Diese nutzen wir, um den Cristo Blanco (Weißer Christus, siehe links) sowie den Inka-Tempel „Templo de la Luna“ und das Inka-Militärgelände „Zona X“ zu besichtigen. Außerdem besuchten wir den lebendigen Markt San Pedro, wo es so ungefär alles gibt, was man sich nur vorstellen kann. 
Dort ließen wir uns eine gefühlte Stunde von einer netten Verkäuferin über die Vielfalt der Trockenfrüchte aufklären. Diese wollten wir natürlich auch zur Verkostung mit nach Deutschland schleusen, weshalb uns an der chilenischen Grenze etwas unwohl war, da Chile relativ strenge Einfuhrbestimmungen hat und man demzufolge eigentlich nichts pflanzlichen Ursprungs mitnehmen darf. Doch die vier Personen hinter dem Bildschirm der Sicherheitskontrolle sahen es nicht – oder nicht so eng. Lasst’s euch also schmecken daheim (und lasst mir was übrig :D)!


Den Abschied aus Cusco und damit auch von unserem Reisegenossen Shilton feierten wir gebührend am letzten Abend. Zufällig war es auch der letzte Tag von Guilherme und es fand die Abschiedsfeier von Luan statt, mit welchen wir auf dem Machu Picchu waren. Am nächsten Tag brachen wir alle in verschiedene Himmelsrichtungen auf.

Donnerstag, 14. November 2013

Copacabana y Lago Titicaca


Nach drei Tagen in La Paz ging unsere Reise am 19. Oktober weiter nach Copacabana, einem kleinen Touristenort am Titicacasee. Am Busterminal trafen wir lustiger weise noch einmal Jens und Carola, die von dort aus eine andere Route einschlugen – sie waren auch nicht die einzigen, die wir in diesem Urlaub zweimal trafen. Wir reisten ab diesem Tag mit Shilton, einem Brasilianer, der einen ähnlichen Reisestil hat wie wir: gechillt, preisgünstig und vegetarisch :D In Copacabana gönnten wir uns das einzige Mal ein richtiges Hotel, da es so spottbillig war, dass wir nicht wiederstehen konnten: 3er-Zimmer mit privatem Bad, Meerblick und Frühstück für etwa fünf Euro die Nacht. Nach einem ausgiebigen Mittagessen, einer Dusche und einem Mittagsstündchen nutzen wir den Abend noch, um den nahgelegenen Hügel Cerro Calvario zu besteigen und den Sonnenuntergang zu genießen. 


Am nächsten Tag fuhren wir auf die Isla del Sol, wo wir uns im Norden absetzen ließen, um in den Süden der Insel zu wandern und von dort aus wieder das Boot zurück zu nehmen. Mit Shilton, der netten Französin Charlotte und dem sympathischen israelischen Pärchen Maya und Tal bildeten wir eine angenehme Wandergruppe. 



Wieder in Copacabana angekommen, hatten wir grad noch Zeit, etwas zu Essen zu kaufen und unser Gepäck zu holen und schon ging es weiter mit dem Nachtbus nach Cusco, denn dort wollten wir möglichst viel Zeit verbringen.

Sonntag, 10. November 2013

La Paz

Den Nachmittag in Uyuni verbrachten wir mit Jens und Carola – dem sympathischen, deutschen Pärchen, das uns schon auf der 3-Tages-Tour begleitet hatte – auf der fast vergeblichen Suche nach Kaffee und Kuchen. Von Uyuni aus nahmen wir noch am selben Tag den Nachtbus nach La Paz. Die Fahrt war mit Abstand die wildeste und schlimmste unserer Reise, da es keine Straßen gab, sondern direkt durch die Wüste ging. Der Lärm war kaum erträglich, jegliches Gepäck verwandelte sich in Wurfgeschosse und Carola hatte aufgrund der Erschütterungen nachher sogar Zahnschmerzen. Umso glücklicher waren wir, in La Paz anzukommen und im erstbesten Hostel warm zu duschen und uns auszuruhen. Vom Zimmer bot sich uns schon ein wunderschöner Anblick der Stadt, umringt von einer Art Felswand, welche bis auf den letzten Meter bebaut zu sein scheint. La Paz zählt etwa eine Million Einwohner und befindet sich auf 3600 Metern Höhe. Auf der Hochebene, auf 4050 Metern schließt sich El Alto unmittelbar an La Paz an und zählt eine weitere Million Einwohner.


Am Nachmittag begannen wir die Stadt zu erkunden. Bedingt durch die Müdigkeit war vor allem ich aber zu nichts zu gebrauchen. Wir schleppten uns mit letzter Kraft in einen Internetpoint, um unsere Liebsten zu kontaktieren, wo wir allerdings aufgrund der schlechten Verbindung nach kurzer Zeit frustriert wieder abtraten und ich vor lauter Verpeiltheit gleich noch meine Sonnenbrille liegen ließ. Dies war weder das erste noch das letzte, was uns auf dieser Reise selbstverschuldet abhandengekommen ist. Glücklicherweise haben wir aber das herzallerliebste der verlorenen Gegenstände bei der Busgesellschaft wiederbekommen; das kleine Büchlein hatte sich auf der wilden Fahrt in der oberen Ablage selbstständig gemacht.

Sehr angetan waren wir von der großen Auswahl an vegetarischen Restaurants und vor allem von der guten Qualität und den günstigen Preisen des Essens. Auch Kleidung und Souvenirs waren billig, sodass wir uns dazu hinreißen ließen, das ein oder andere zu kaufen :D Besonders günstig und gut verhandelbar sind die Preise auf dem Mercado de Brujas - dem Hexenmarkt. So heißt er wohl auch deshalb, weil alle möglichen Heilmittelchen und Naturprodukte angeboten werden - bis hin zu Lamaembryonen. Diese spendet bzw. opfert man der Muttererde beispielsweise beim Hausbau.


Die Stadt bietet außerdem viele Aussichtspunkte, von denen wir auch zwei besuchten:


Den zweiten Tag begannen wir mit neuer Energie und einer informativen Free Tour durch die Stadt. Es war der 17. Oktober und damit der zehnte Jahrestag des Massakers von 2003, an welchen mit einer Gedenkveranstaltung erinnert wurde – vor allem in El Alto, wo die meisten Menschen zu Tode kamen. Damals begann der Präsident Sánchez de Losada, Gas zum Schleuderpreis in die USA zu exportieren, womit sich Bolivien als Produktionsland plötzlich Engpässen ausgesetzt sah. Die Menschen gingen auf die Straße, um zu protestieren. Die Proteste wurden vom Militär niedergeschlagen, was 71 Tote und mehr als 400 Verletzte forderte. Seit Evo Morales an der Macht ist, haben sich viele Dinge radikal geändert. Nicht nur Gas, sondern auch Wasser und Lithium wurden verstaatlicht. Ein Großteil der Bevölkerung, besonders der Armen, scheint sehr zufrieden mit Morales' Politik. Es ist wohl davon auszugehen, dass er nächstes Jahr wiedergewählt wird.

Mittwoch, 6. November 2013

Reserva Nacional de Eduardo Avaroa & Salar de Uyuni - Tag 2 & 3

Am nächsten Tag ging es weiter, vorbei am von Wind und Wetter geformten Arbol de Piedra (Baum aus Stein) und zahlreichen schönen Seen, um an einer der Lagunas mit vielen Flamingos Mittagspause einzulegen und den Ausblick zu genießen. 



Zu Beginn der Fahrt stellten wir fest, dass sich eine alte, rostige Schraube in den Reifen unseres Jeeps gebohrt hatte, doch unser Fahrer Leoncio kannte diese schon und meinte, das wäre kein Grund zur Sorge. Also wurde der Reifen schnell noch mal richtig aufgepumpt und schon konnte es weiter gehen. Auf dem Weg bis zum Salar legten wir noch einen Stopp an einem Vulkan ein, am Fuße dessen dieses beeindruckende Lavagestein und diese lustige Pflanze namens Yareta zu finden waren:


Die zweite Nacht unserer Tour verbrachten wir im Hotel de Sal, in dem nicht alles aber immerhin der Boden und die Wände aus Salz bestanden. Auch an diesem Abend gab es wieder ein leckeres Menü und diesmal sogar eine warme Dusche, die wir nach der anstrengenden Fahrt sehr zu schätzen wussten. Nach dem Abendbrot entwickelte sich mit einem Fläschchen Wein noch eine sehr gesellige Runde mit unterhaltsamen Anekdoten aus dem Leben eines jeden Einzelnen unserer Reisegruppe, welche ich mit ein bisschen Kopfweh aber dennoch mit Vergnügen übersetzte. Am dritten Tag ging es dann endlich auf in die Salzwüste, wo wir zunächst die Isla Incahuasi mit ihren meterhohen Kakteen gesuchten.




Anschließend machten wir Mittagspause in Colchani, einem kleinen Dorf am Rande des Salars, wo das gewonnene Salz gereinigt wird. Mitten in der weiten, weißen Salzwüste fanden wir diese bunten Flaggen aufgestellt. Die ampel-farbene ist die bolivianische, die darunter ist ebenfalls eine offizielle Flagge Boliviens und representiert den "plurinationalen Staat" in dem alle 46 Ethnien anerkannt werden. 


Bevor die Tour in Uyuni endete besuchten wir noch den Cementerio de Trenes (Zugfriedhof) am Rande der Stadt: