Dienstag, 17. September 2013

Ecuador III: La Mitad del Mundo

Ecuador ist mit Abstand der beste Ort  auf der Erde, um Himmels-körper zu beobachten und auf Grundlage dessen die Sonnen- und Erdbahn, Form der Erde usw. zu berechnen, da hervorragende astronomische und geographische Bedingungen herrschen. Entlang des Äquators bieten nur die ecuadorinischen Anden eine deutliche, natürliche Horizontlinie. Im Tal zwischen den beiden Gebirgsketten der Anden hat man feste Anhaltspunkte am Horizont, um sowohl bei Sonnenaufgang als auch bei Sonnenuntergang exakte Beobachtungen durchzuführen. Dies machten sich auch die Franzosen bei ihren wissenschaflichen Expeditionen im 18. Jahrhundert zunutze und bestimmten damals die angeblich genaue Position des Äquators. An dieser Stelle, etwa 20 Kilometer nördlich von Quito, befindet sich heute das bekannte Monument “Mitad del Mundo”. 


Mit einem GPS kann man heute ganz einfach feststellen, dass die wahre Äquatorlinie 240 Meter weiter nördlich verläuft. Dies hatten allerdings auch schon die Indianer der Präinka-Zeit vor über 1000 Jahren genauestens berechnet, was sich heute anhand verschiedener archäologischer Stätten in der Region nachvollziehen lässt. Ein sehr engagierter Mitarbeiter des Projekts Quitsato, welches diese Funde erforscht und die Erkenntnisse für die Öffentlichkeit aufarbeitet, erklärte uns sehr anschaulich die Zusammenhänge und einige Schlussfolgerungen, welche er daraus zieht. 

Sehr interessant ist beispielsweise die Frage nach der Ausrichtung der Weltkarte: Die nach Norden ausgerichtete Weltkarte basiert letztendlich nur auf historischer Gewohnheit, welcher allerdings in der Realität jegliche Grundlage fehlt und welche außerdem eine Spaltung zwischen dem globalen Norden und dem Süden bewirkt. Die Verwendung des Nordens als Bezugspunkt lässt sich wissenschaftlich eigentlich nicht rechtfertigen, sondern entstand aus der Notwendigkeit früher Seefahrer und Kartographen, eine geografische Referenz festzulegen. Es würde hingegen mehr Sinn machen, sich nach Osten zu orientieren, da dies die Richtung ist, in der die Erde sich dreht und demzufolge die Sterne, Planeten, der Mond und die Sonne an Himmel erscheinen. Die beste Art und Weise, die scheinbaren Bewegungen der Himmelskörper zu verstehen, ist, sie ab dem Zeitpunkt, an dem sie am Horizont erscheinen, auf ihrem Weg zu verfolgen. Dieser simple Grund rechtfertigt theoretisch eine geografische Ausrichtung von Karten und Globen nach Osten, was dann so aussehen würde wie die Karte rechts. 

Was mir an diesem Ansatz gefällt, ist, dass er dazu anregt, über unsere Sicht der Welt zu reflektieren. Ein großer Vorteil dieser Perspektive ist in jedem Falle, dass die reichen Länder nicht über armen liegen – was wir sicherlich nie problematisch gesehen bzw. uns vielleicht nie bewusst gemacht haben, aber viele Menschen im Süden sehr wohl als störend empfinden.

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