Ecuador ist mit Abstand
der beste Ort auf der Erde, um
Himmels-körper zu beobachten und auf Grundlage dessen die Sonnen- und Erdbahn,
Form der Erde usw. zu berechnen, da hervorragende astronomische
und geographische Bedingungen
herrschen. Entlang des Äquators bieten nur die ecuadorinischen Anden eine deutliche, natürliche Horizontlinie. Im Tal zwischen den beiden Gebirgsketten der
Anden hat man feste Anhaltspunkte am Horizont, um sowohl bei Sonnenaufgang als
auch bei Sonnenuntergang exakte Beobachtungen durchzuführen. Dies machten sich
auch die Franzosen bei ihren wissenschaflichen Expeditionen im 18. Jahrhundert
zunutze und bestimmten damals die angeblich genaue Position des Äquators. An
dieser Stelle, etwa 20 Kilometer nördlich von Quito, befindet sich heute das
bekannte Monument “Mitad del Mundo”.
Mit einem GPS kann man heute ganz einfach
feststellen, dass die wahre Äquatorlinie 240 Meter weiter nördlich verläuft.
Dies hatten allerdings auch schon die Indianer der Präinka-Zeit vor über 1000
Jahren genauestens berechnet, was sich heute anhand verschiedener archäologischer Stätten in der Region nachvollziehen lässt. Ein sehr
engagierter Mitarbeiter des Projekts Quitsato,
welches diese Funde erforscht und die Erkenntnisse für die Öffentlichkeit
aufarbeitet, erklärte uns sehr anschaulich die Zusammenhänge und einige Schlussfolgerungen, welche er daraus zieht.
Sehr interessant ist beispielsweise
die Frage nach der Ausrichtung der Weltkarte: Die nach Norden ausgerichtete
Weltkarte basiert letztendlich
nur auf historischer Gewohnheit, welcher allerdings in der Realität jegliche Grundlage fehlt und welche außerdem eine Spaltung zwischen dem globalen Norden und dem Süden bewirkt. Die Verwendung des Nordens als Bezugspunkt lässt sich wissenschaftlich eigentlich nicht rechtfertigen, sondern entstand aus
der Notwendigkeit früher Seefahrer und Kartographen, eine geografische Referenz festzulegen. Es würde hingegen mehr Sinn
machen, sich nach Osten zu orientieren, da dies die Richtung ist, in der die Erde sich dreht und demzufolge
die Sterne, Planeten, der Mond und die Sonne an Himmel erscheinen. Die beste Art und Weise, die scheinbaren Bewegungen der Himmelskörper zu verstehen, ist, sie ab dem Zeitpunkt, an dem sie am Horizont erscheinen, auf
ihrem Weg zu verfolgen. Dieser simple Grund
rechtfertigt theoretisch eine geografische Ausrichtung von Karten und Globen nach Osten, was dann so aussehen würde wie die Karte rechts.
Was mir an diesem Ansatz gefällt,
ist, dass er dazu anregt, über unsere Sicht der Welt zu reflektieren. Ein großer
Vorteil dieser Perspektive ist in jedem Falle, dass die reichen Länder nicht
über armen liegen – was wir sicherlich nie problematisch gesehen bzw. uns
vielleicht nie bewusst gemacht haben, aber viele Menschen im Süden sehr wohl als
störend empfinden.
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