Nach fünf Monaten in meiner WG, wurde ich letzte Woche von einem Tag auf den anderen auf die Straße gesetzt. Ich wollte euch hier im Blog eigentlich nicht mit meinen WG-Problemen langweilen, doch da diese zuletzt extreme Ausmaße annahmen und sich bedeutend auf mein Leben hier auswirken, möchte ich euch "die Story" nicht weiter vorenthalten.
Die ersten drei Monate versuchte ich unermüdlich,
auf meine Mitbewohnerin zuzugehen und das Eis zu brechen: sie zu meinen
Freundinnen und zu Ausflügen mitzunehmen, ihr das Essen anzubieten, welches ich
zubereite, oder mit ihr was trinken zu gehen. Leider kam von ihr nichts zurück. Im
Gegenteil, sie machte nichts als Stunk. Sodass ich es aufgrund ihrer ständigen
und unbegründeten(!) Beschwerden und Stimmungsschwankungen satt hatte und anfing,
mich neutral zu verhalten – sprich es kam keine Kommunikation mehr zustande. Mir
kamen nur Dinge zu Ohren wie: „Der Sitzsack ist schief eingedrückt“, „Die
Zeitschriften liegen nicht an dem gleichen Ort wie zuvor“, „Du hast den
Fensterrahmen und den Kamin kaputt gemacht“ (nie im Leben!), „Wenn sich dein
Freund bei uns duscht (tat er maximal einmal pro Woche), treibt das meine
Kosten in die Höhe“, etc. Oft fragte ich mich, was wohl bei ihr schief läuft, warum
sie so frustriert ist und vor allem weshalb sie das an mir auslässt. Wie auch
schon andere, mir unbegreifliche Charakterzüge bestimmter Ecuadorianer(innen),
kam ich zu keiner Erklärung und akzeptierte, dass weitere Annäherungsversuche
keinen Sinn machten. Da Fernanda sich auch immer in ihrem Zimmer versteckte,
wenn ich mich in der Wohnung aufhielt, war es, als würde ich alleine wohnen. Ich
wohne zwar nicht gerne alleine, aber man gewöhnt sich an alles. Ans Ausziehen
habe ich eigentlich nie gedacht, weil der Preis und die Entfernung zur Arbeit relativ
unschlagbar waren und das Ende absehbar. Nichtsdestotrotz, kam Fernanda am letzten
Dienstagmorgen mit ihrem frustrierten Ausdruck an und meinte, sie bräuchte mein
Zimmer bis zum nächsten Tag. Als ich sagte, dass ich so schnell wahrscheinlich
nichts Neues finden werde, rief sie ihren Brunder zur Verstärkung, der mir dann am Abend
noch mal verklickerte, dass ich am Mittwoch um Mitternacht raus sein muss,
sonst fängt er an, meine Sachen auszuräumen. Ich sagte, dass ich nur gehe, wenn
sie mir die Kaution zurückzahlen. Von den 200 Dollar wollten sie nämlich die
Dinge abziehen, die ich angeblich kaputt gemacht bzw. die sich abgenutzt
hätten. Ich diskutierte etwa eine Stunde mit ihm, denn zumindest kann man mit
ihm, im Vergleich zu seiner Schwester, einigermaßen normal sprechen. Dennoch
blieb er stur, denn er musste ja zu seiner Schwester halten und ihre Lügen
glauben. Da ich auch die Nase voll hatte von diesen Unruhestiftern, packte ich
am nächsten Tag meine Sachen und nahm noch Diego und Daniel als Verstärkung
mit, da ich nicht wusste inwiefern die beiden Verrückten (vor allem Fernanda,
von der ich schon geträumt hatte, dass sie mich mit einem Küchenmesser
attackiert) handgreiflich werden – und auch als moralische Unterstützung. Es
war für die beiden auch unbegreiflich, wie unverschämt deren Argumentation war
und dass sie mein Geld nicht rausrücken wollten. Auch die juristischen
Drohungen, welche mir mein Kollege Rubén geraten hatte, brachten nichts. Am Ende
gaben sie mir nur 100 Dollar zurück.
Ich bin nun erstmal bei meinem Kumpel
Daniel untergekommen. Voll lieb von ihm, dass er mich gleich aufgenommen hat!
Dort fühl ich mich auch gleich viel wohler – klar, nach fünf Monaten mala onda (=beschissener Atmosphäre)!
Jetzt gilt es noch die letzten zwei Wochen irgendwo bei Freunden zu pennen, bzw.
nochmal eine Woche zu verreisen, wo sich das Problem von selbst löst. Und dann
werd ich mich wohl erst wieder in Deutschland so richtig willkommen fühlen :-)