Mittwoch, 31. Juli 2013

Valparaíso


Wieder einmal haben wir das Wochenende genutzt, um einen Ausflug zu machen – diesmal nach Valparaíso bzw. Valpo wie es hier auch umgangssprachlich genannt wird, eine Stadt etwa eine Stunde westlich von Santiago an der Küste gelegen. Eigentlich gibt’s in Chile kein Ost und West, sondern nur Nord und Süd, oder besser gesagt, braucht man diese beiden Himmelsrichtungen einfach nicht, weshalb viele sie verwechseln und lieber „hacia la costa“ (Richtung Küste) und „hacia la cordillera“(Richtung Gebirge) sagen. :D Samstagabend quetschten wir uns also zu sechst in Danis Flitzer und auf ging’s hacia la costa. Gegen 22 Uhr kamen wir im Hostel an – genau die richtige Zeit um ein Terremoto zu probieren (ein Cocktail aus Weißwein "Vino Pipeño", Pisco und Ananaseis) und wegzugehen. 



Nach einem ausgiebigen Frühstück erkundeten wir am Sonntag zu Fuß die Stadt. Wir waren hin und weg und konnten gar nicht aufhören, Fotos zu machen. Mit den beiden Kameras, die wir dabei hatten, haben wir insgesamt 500 Fotos gemacht, da ständig jemand am Fotografieren war. Dieses hübsche Städtchen braucht auch nicht viele Worte, sodass ich diesmal lieber ein paar mehr Fotos hochlade. 






vor unserem Hostel




Valparaíso ist berühmt für seine Graffitis, wofür es auch den UNESCO Weltkulturerbe-Titel verdient. Man kann sich gar nicht satt sehen.


leckere Bonbons in vielen Formen und Farben, unter anderem eins mit Chile-Flagge


Zum Mittag gab es eine typisch chilenische Chorrillana, wofür die beste Adresse in Valpo das J. Cruz ist. 


Dort wurden wir auch wieder mit Live-Musik verwöhnt. Hier könnt ihr mal reinhören.


Ein Chincol – sieht aus wie ein europäischer Spatz mit einer hübschen Maske und kommt in fast ganz Südamerika vor, von Mexiko bis Tierra del Fuego.




Freitag, 26. Juli 2013

Talca

Schon wieder eine Woche rum; da wird es Zeit, vom letzten Wochenende zu berichten. Da durfte ich wieder einmal die Gastfreundschaft der Chilenen genießen. Daniela und viele ihrer Freunde kommen ursprünglich aus Talca, eine Stadt etwa 250km südlich von Santiago, wohin sie etwa einmal monatlich fahren, um ihre Familien zu besuchen. Chile ist ja in 15 Regionen unterteilt, von denen Talca in der siebenten liegt. Danis Familie wohnt in einem kleinen Dorf namens Camarico, wo wir am Samstag nach dem Mittagessen einen Spaziergang machten und die Natur sowie die frische, saubere Luft genossen. Von da sieht man auch die Cordillera, und zwar viel klarer als in Santiago obwohl sie deutlich weiter weg ist.

El pueblito Camarico cerca de Talca

 Casita de la familia de Dani

Am Samstagabend fuhren wir dann nach Talca zur Geburtstagsfeier von Memos Schwester. Dort kam ich in den Genuss von Ceviche, einem peruanischen Gericht mit Lachs, Garnelen, Mais, etc. Neben vielen erfreulichen Dingen, sprachen wir auch über den Tsunami und das Erdbeben von 2010, welches sein Epizentrum in der VII. und VIII. Region hatte. Es war gleichzeitig spannend und erschreckend, wie jeder einzelne die Katastrophe und die Zeit unmittelbar danach erlebt hatte. Ganze Städte wurden zerstört und etliche Menschen kamen ums Leben. Einerseits wurde in größeren Städten alles geplündert, was nicht niet- und nagelfest war und es musste sogar eine nächtliche Ausgangssperre verhängt werden, andererseits führte die Notlage zu einem starken Zusammenhalt und einer großen Hilfsbereitschaft unter den Leuten, woran sich viele noch gerne zurückerinnern.


Am Sonntag kochte Danis Mutti extra für mich Porotos, weil Dani ihr erzählt hatte, dass ich nicht so gern Fleisch esse. Die Porotos können vegetarisch sein, aber meistens geht es dann doch nicht ganz ohne :D Aber die zwei kleinen Stückchen Longaniza konnte ich verkraften.





In Talca war es noch einmal deutlich kälter als in Santiago. Wie oft muss ich mir hier anhören, dass ich ja an die Kälte gewöhnt sein müsste! :P Ein bisschen neidlisch bin ich ja schon auf den warmen Sommer in Deutschland :)

Montag, 22. Juli 2013

Kleine Belohnungen nach getaner Arbeit

Nach meinem ersten Arbeitstag letzten Montag war am Dienstag auch schon wieder Feiertag. Das Wetter tat mit 23 Grad und Sonne pur sein Übriges dazu. Heute, am kältesten Tag des Jahres, erinnere ich mich gern daran. Wir nutzten den freien Tag, um ein Picknick im nahegelegenen Park zu machen.



Am Freitag ging ich zum Theater-Festival „Fam Fest“, zu welchem mich Elin, die Schwedin, die ich am Flughafen aufgrund unser verlorengegangenen Koffer kennengelernt hatte, einlud. Sie trat dort mit dem Pantomimen-Stück „Charlies Unge“ auf, angelehnt an den Klassiker Charlie Chaplins „The Kid“. Fand ich klasse gemacht, seht selbst: 


Adaptación del clásico de Charlie Chaplin “The Kid”, 1921. La clásica película muda de Charlie Chaplin vuelve a la vida en el escenario en un slapstick amoroso de una de las familias más famosas del cine. Una historia sobre los ricos y los pobres, los niños y los padres, en un mundo donde no todo es blanco y negro. Creamos un ambiente de silencio hermoso, divertido, melancólico y con historias profundamente humanas.

Samstag, 20. Juli 2013

Erst die Arbeit, dann das Reisevergnügen

Am Montag begann also mein Praktikum bei der CEPAL, der Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik, eine Art regionales Forschungszentrum der Vereinten Nationen. Dort bin ich in der Abteilung für Wirtschaftliche Entwicklung und beschäftige mich mit dem lateinamerikanischen Arbeitsmarkt. Meine Aufgabe für den ersten Teil meines Praktikums ist es, eine Datenbank mit den Reformen zu erstellen, die die lateinamerikanischen und karibischen Regierungen angesichts der Finanzkrise realisiert haben. Eine sehr spannende Aufgabe, die sich in der spanischen Juristensprache stellenweise als ziemlich anspruchsvoll herausstellt. Zum Teil kommt mir da das Praktikum zugute, welches ich im chilenischen Konsulat gemacht hatte und bei dem ich ja schon einmal mit chilenischen Gesetzestexten zu tun hatte. Mein Chef ist, wie ich aufgrund seines Namens Jürgen schon vermutet hatte, Deutscher und hat laut den anderen Mitarbeitern der Abteilung einen Hang dazu, deutsche Praktikanten einzustellen – vielleicht hatte ich deshalb Glück J In meiner Abteilung bin ich derzeit die einzige Praktikantin. Ansonsten gibt es sehr viele, die auf alle Divisionen aufgeteilt sind; Spitzenreiter ist die Division für Soziale Entwicklung mit 8 Praktikanten. Da unternimmt man auch außerhalb der Arbeit viel miteinander. Unter anderem wird donnerstags in gemischten Mannschaften Fußball gespielt, woran ich natürlich mit großer Freude teilnehme. Ich hatte schon befürchtet, dass es schwierig wird, hier Mädels zu finden, die spielen, aber dass es so einfach wird, hatte ich wirklich nicht gedacht. Heut zum Freitag habe ich das erste Feedback von meinem Chef bekommen, weil er ab Montag für drei Wochen unterwegs sein wird. Ich hatte diese Woche also angefangen, die entsprechende Datenbank für Chile zu erstellen, mit welcher er höchst zufrieden war – ein Glück! Bleiben also nur noch etwa 30 weitere Länder Lateinamerikas und der Karibik :D

Auf nachfolgendem Foto seht ihr den Ausblick vom Hauptgebäude in Richtung Stadtzentrum. Der rechte Turm ist übrigens das höchste Gebäude Südamerikas "Costanera", welches auch noch gar nicht ganz fertiggestellt ist – keine Schönheit, wenn ihr mich fragt. Die meisten Chilenen halten auch nicht allzu viel davon, da es vor allem die Übermacht des Businesssektors demonstriert. Vorne links in dem weißen, flachen Gebäude befinden sich in unmittelbarer Nachbarschaft der CEPAL die FAO und das UNDP, in dem quadratischen, braunen gleich dahinter die ILO.


Ganz wichtig: Meine "Eintrittskarte" für das Gelände der CEPAL und theoretisch auch alle anderen Einrichtungen der Vereinten Nationen weltweit. Die Sicherheitsvorkehrungen auf dem Gelände sind relativ streng, sodass man auch sein Fahrrad unangeschlossen stehen lassen kann (auch wenn ich es nicht gerne drauf ankommen lasse, aber meine Mitbewohnerin hatte die letzten Tage noch nicht den Schlüssel zum Fahrradschloss gefunden). Die CEPAL wird mir jetzt wohl auch noch ein Visum für die Zeit des Praktikums plus einen Monat ausstellen, was ja leider in Deutschland nichts mehr geworden ist. Damit muss ich dann nicht nach 90 Tagen ausreisen, sondern kann ruhig bis zu meinem Rückflug am 3.11. in Chile bleiben.


Das Sicherheitspersonal hat übrigens auch angeboten, dass es uns auch außerhalb der CEPAL zur Verfügung steht, falls mal etwas passieren sollte. Wobei ich aber alle beruhigen kann, die sich irgendwelche Sorgen machen oder gemacht haben! Es ist viel sicherer hier, als ich erwartet hatte und als ich es vielleicht aus Südafrika gewohnt war; vor allem das Viertel, in dem ich wohne und das der CEPAL. Fahrrad fahre ich übrigens auch nur auf dem Fußweg, denn alles andere wäre lebensmüde. Soviel nur kurz zur Sicherheitslage.

Dienstag, 16. Juli 2013

Y verás como quieren en Chile al amigo cuando es forastero

Wie schon angekündigt, wollte ich ja noch darüber berichten, wie herzlich und liebenswürdig ich hier empfangen wurde. Meine Couchsurferin bzw. –host und jetzt auch Mitbewohnerin Daniela ist am Freitagmorgen extra zuhause geblieben, um bei meiner Ankunft da zu sein. Mein Jetlag hielt sich glücklicherweise in Grenzen und war nach drei Stunden Mittagsschlaf auch schon wieder auskuriert, sodass wir am Abend gleich noch zwei WG-Besichtigungen machen konnten. Am Samstag erkundeten wir das Stadtzentrum einem weiteren Couchsurfer und einem Kumpel von Dani. Die ersten Eindrücke vom Zentrum der Stadt waren sehr gemischt. Einerseits riesige, halb verfallene und dreckige Hochhäuser, andererseits hübsche Viertel mit engen Straßen und niedlichen, flachen Häuschen.

Am Sonntag, nachdem wir alle unseren Rausch ausgeschlafen hatten (denn vor allem Nathan hat am Vorabend die Piscola – ein Mixgetränk aus dem chilenischen Pisco und Cola – erheblich unterschätzt), kehrten wir zum Mittag in das Restaurant „Doña Tina“ ein, wo typisch chilenisches Essen serviert wird. Leider macht es die traditionelle chilenische Küche den Vegetariern nicht gerade leicht, oder besser gesagt, macht sie uns die Auswahl sehr leicht, da es kaum eine gibt. Das einzige Gericht was in Frage kam, waren Porotos (eine sehr leckere Suppe mit Nudeln, Bohnen und Kürbis), wovon mir auch gleich eine Portion aufs Haus serviert wurde. Anschließend schlug ich mit mit diesem riesigen Gemüseteller den Bauch voll:



Sehr schön war auch das kleine Ständchen, was mir dort zur Begrüßung in Chile von zwei Musikern des Restaurants gespielt wurde. Das Lied sagt so in etwa „wenn du nach Chile fährst, wirst du sehen wie sehr man dort den Freund liebt, der aus dem Ausland kommt“ - hier mal zum reinhören:



Am Nachmittag fuhren wir auf den Hügel San Cristobal, welcher mitten in Santiago liegt und rundum von der Stadt umgeben ist, von der man nur da das Ende sieht, wo sich die Cordillera, die Gebirgskette, anschließt. Da oben lässt es sich aushalten; mit einem Schluck Mate ist es nicht zu kalt und so genossen wir die Aussicht:



Auf dem Gipfel des Hügels steht die Jungfrau María zu deren Füßen zum Gebet Kerzen aufgestellt und zum Dank kleine Gedenktäfelchen angebracht werden: 




Dani und ihr Kumpel Memo genießen den nächtlichen Blick auf Santiago. Man beachte das Getränk zwischen den beiden: Mote con huesillo - eine Art Saft mit Getreidekörnern und ganzen, getrockneten Pfirsichen drin - super lecker!

Sonntag, 14. Juli 2013

Die ersten Tage in Santiago

Jetzt muss ich aber mal anfangen, hier zu berichten, denn in den letzten 3 Tagen ist schon so viel passiert, dass ich gar nicht mehr weiß, wo ich beginnen soll. Zunächst mal zur Reise: Ich hatte mich schon glücklich geschätzt, denn meine Flüge von Berlin nach New York und weiter nach Santiago waren pünktlich und auch recht angenehm. Da hatte ich mich allerdings zu früh gefreut, denn am Gepäckband musste ich feststellen, dass mein Koffer in New York hängengeblieben war. Einer netten Schwedin erging es genauso, sodass wir uns zusammen durch die bürokratische Datenaufnahme schlugen, was es auch gleich halb so schlimm machte. Zum Glück hatte ich auch alle wichtigen Dinge im Handgepäck, sodass ich die ersten Tage nicht auf den Koffer angewiesen war. Der Koffer wurde mir dann auch gleich am nächsten Tag in die Wohnung gebracht – vollständig und fast unbeschädigt, und mit vielen Etiketten bestückt, auf welchen zu erkennen war, dass der Koffer noch einen Abstecher über Lima gemacht hatte.


Für die ersten Tage bin ich bei einer sehr lieben und hilfsbereiten Couchsurferin untergebracht. Ihr Name ist Daniela und ich frage mich immer wieder, womit ich ihre Liebenswürdigkeit verdient habe – mit Abstand meine beste Couchsurfing-Erfahrung überhaupt (obwohl ich das ja zuvor auch schon oft dachte). Sie hat mich zu meinen Wohnungsbesichtigungen und anderen wichtigen Besorgungen der ersten Tage begleitet, hat mich mit dem Auto schon mal zu meinem Arbeitsplatz gefahren, damit ich dann weiß, wo alles ist und hat mir die letzten Tage schon viel von der Stadt gezeigt (worüber ich noch mit Fotos berichten werde). Und jetzt kommt das BESTE: Ich kann auch gleich für die gesamte Zeit bei ihr und ihrer Mitbewohnerin bleiben – das haben sie mir heute angeboten. Da habe ich nicht lange gezögert, denn sowohl die Position als auch der Preis sind unschlagbar und natürlich habe ich die beiden Mädels auch schon sehr lieb gewonnen.