Als ich letztes Jahr das erste Mal nach Quito kam, erschien mir die Stadt
wunderschön – logisch, denn ich besuchte vor allem das historische Zentrum, das
„Partyviertel“ und andere touristische Orte. Quito ist auch eine sehr schöne
Stadt, wie ihr in dem Video weiter unten sehen könnt, aber die Lebensqualität
kann je nach Wohnort recht unterschiedlich sein. Wie viele lateinamerikanische
Städte, ist auch Quito in den letzten Jahrzehnten aus den Nähten geplatzt und
dabei wurde in Sachen Stadtplanung einiges versäumt. Außerdem kommt die
Schwierigkeit hinzu, dass Quito in einem laaanggezogenen Tal liegt, weshalb die
Stadt praktisch nur nach Norden und Süden weiter wachsen kann. Während die
ärmeren Viertel eher im Süden liegen, sind die meisten Arbeitsplätze im Norden
der Stadt angesiedelt. Somit sind Straßen und vor allem öffentliche
Verkehrsmittel dementsprechend morgens in Richtung Norden und abends in
Richtung Süden überlastet. Die Karte zeigt außerdem, wie gut bzw. schlecht die
unterschiedlichen Stadtviertel zugänglich sind. Ich wohne erfreulicherweise in
einem grün-gelben Teil, kurz über der Mitte der Karte und bin wahrscheinlich
eine Glückliche unter einhundert, die auf Arbeit laufen kann.
Im Vergleich zu
anderen größeren lateinamerikanischen Städten soll Quito regelrecht ruhig
sein. Es ist ja auch mit 2 Millionen Einwohnern nicht allzu groß. Dennoch empfindet man den Verkehr als nervtötend. Seit 2010 gibt es immerhin das sogenannte „Pico y placa“-System, welches es den
Autos gemäß der letzten Zahl des Nummernschildes (placa) an einem bestimmten
Wochentag verbietet, zwischen 7:00 und 9:30 sowie zwischen 16:00 und 19:30 Uhr
(las horas pico) im Stadtgebiet zu fahren. Leider hat diese sehr
vielversprechende Maßnahme nicht wirklich den Verkehr zu diesen Stoßzeiten
reduziert, sondern dazu geführt, dass viele sich ein zweites Auto zugelegt
haben. Autos sind hier übrigens wie auch in Chile Statussymbole – je größer und
ungeeigneter für die Stadt, desto cooler.
Außerdem gibt es seit 2012 auch die Möglichkeit, kostenlos öffentliche Fahrräder auszuleihen. Derzeit gibt es wohl 450 Fahrräder und 20.000 registrierte Nutzer. Da könnte man annehmen, man würde nie ein Fahrrad bekommen, aber dies ist höchstens nach der Arbeit mal der Fall. Schön, dass dieses Angebot so gut angenommen wird. Dementsprechend soll es demnächst auch über die jetzigen 25 Stationen ausgeweitet werden. Des Weiteren ist eine U-Bahn im Bau, die voraussichtlich 2016 eingeweiht werden soll, doch viel ist davon noch nicht zu sehen.
Im peripheren Gebiet ist das
Stadtbild außerdem von sogenannten Urbanizaciones (Wohnsiedlungen) geprägt.
Dieses Phänomen weicht aber von unseren Wohnsiedlungen dahingehend ab, dass
hier um eine beträchtliche Fläche eine Mauer gebaut wird, eine Schranke sowie
Sicherheitsleute den Zugang kontrollieren und sich wohlhabende Bürger innerhalb
dieser Mauern ein Grundstück kaufen und in Sicherheit wiegen. Stellt euch vor,
ihr fahrt eine öffentliche Straße entlang und plötzlich steht da eine Schranke,
an der ihr nicht weiterkommt, da das Gebiet dahinter plötzlich privat ist – in
Deutschland unvorstellbar.
Hier zum Abschluss noch das Werbevideo für Quito des vorherigen Bürgermeisters. Den übertrieben beschönigenden Kommentar muss man nicht verstehen, aber die Bilder verleihen ein paar gute Eindrücke:
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